Logo NYdigital
Nicole Y. Männl

Auch Blogger können „Testimonials“ sein – gekaufte Links

nofollow-links
Einen Lesetipp gebe ich immer gern. Dass ich einen Artikel (den ich empfehle) auch noch kommentiere, kommt meistens nur auf Facebook, Twitter oder Google+ vor.

Heute ist mal wieder einer der Tage, an denen ich etwas lese und sofort die „Transferleistung erbringe“, die mich business-emotional so berührt, dass ich es mir von der Blogger-Seele schreiben muss.

Lesetipp:

Schleichwerbung bei Twitter, Facebook & Co -€“ Prominente als illegale Testimonials in Social Media von Rechtsanwalt Dr. Carsten Ulbricht. Der Autor bezieht sich auf die vergangene Talkshow von Lanz, bei der das Artikel-Titelthema „Schleichwerbung“ unter die Lupe genommen wird. Sehr interessant zu lesen, besonders der folgende Absatz (Zitat) aus dem Artikel hat mich zum Nachdenken gebracht:

Wird werbliche Kommunikation von Unternehmen (oder deren Agenturen) bewußt verschleiert, indem man Dritte gesteuert dazu bringt, unter dem Deckmantel vermeintlich privater und unbeeinflusster Aussagen, Werbebotschaften in die Welt zu tragen, so ist das auch nach deutschem Recht als Verstoß gegen § 4 Nr.3 UWG wettbewerbswidrig.

Prominente und Blogger auf derselben Stufe?

Eine steile These, aber ich denke, dass auch bei Bloggern genau das gilt, was wir für Prominente fordern. Transparenz! Rein rechtlich gesehen möchte ich mich dazu gar nicht äuߟern, das überlasse ich den Fachleuten. Doch meine eigenen Gedanken dazu möchte ich schon loswerden.

Nicht gekennzeichnete Werbung

Es ist manchmal gar nicht so einfach zu unterscheiden, ob ein Prominenter (w./m.) oder ein Blogger (w./m.) ein Produkt z. B. auf Facebook postet, weil es gefällt, oder weil man dafür ein Honorar bekommt. Andererseits kann man auch zu kritisch werden und alles hinterfragen, was jemand an Produkten erwähnt oder benutzt. Dem Gedanken möchte ich Vorschub leisten, denn dann kann ich kein einziges Produkt mehr posten, dass ich nicht aus Rohprodukten hergestellt habe. Und selbst das Geschirr, auf dem ich es fotografiere, könnte „unter Verdacht“ kommen. Nochmal anders formuliert: man sollte auch nicht hinter jeder Überzeugung, die hinter einer persönlichen Empfehlung steckt, Werbung vermuten. Das geht dann auch zu weit, dass sich Blogger rechtfertigen müssen, wenn sie ein Produkt oder eine Dienstleistung loben.

Also und aber: ich finde es gut, wenn man deutlich macht, dass es sich um Werbung handelt, wenn es Werbung ist. Was ist schlimm daran? Ich habe als Fotomodell früher auch Textilien präsentiert (Foto/Modenschau) und habe ein Honorar dafür bekommen. Das ist anerkannt. Wenn ein Prominenter einen Sponsorenvertrag hat, dann findet das auch keiner verwerflich. Warum sollte also ein Blogger nicht auch Werbung machen dürfen, wenn es gekennzeichnet ist?

Gekaufte Links

So wie die Werbung offensichtlich ein Kennzeichen trägt, so sollten auch etwaige gekaufte Links zu dem Werbepartner google-konform als „Nofollow-Link“ gekennzeichnet werden. Darüber habe ich schon im Rahmen des Events #BloggerH berichtet (dort sind auch weiterführende Linktipps verfügbar) und einen Workshop zum Thema gehalten.

Was mir persönlich sowieso nicht einleuchtet, dass jemand seine Strategie rein auf den zu erzielenden „Page-Rank“ abstimmt. Denn nur SEO (Suchmaschinen-Optimierung) kann einen dazu bringen, dass man gern einen „Follow-Link“ hätte. Ich sehe es als viel wichtiger an, dass das Produkt „im Gespräch“ ist und wie es dargestellt wird.

Agenturen und Firmen, vergesst die Schleichwerbung bei Bloggern

Aus aktuellem Anlass – eine (von vielen!) frisch eingetrudelte E-Mail ist der Grund – kann ich daher nur appellieren: Transparenz! Ich hoffe, dass sich kein Blogger mehr auf diesen Kuhhandel „Gekaufte Follow-Links“ einlässt, auch nicht für ein höheres Honorar. Den Agenturen und Firmen kann ich nur raten: Saubere Geschäfte mit Bloggern und auch mit Prominenten.

Und nun habe ich die E-Mail-Anfrage beantwortet und geschrieben, dass ich gern ein Advertorial mit einem selbst erstellten Text anbiete (hinter dem ich stehen kann), aber nur unter den Bedingungen der Kennzeichnung als Werbung / Advertorial und mit Nofollow-Link(s).

Und welche Antwort kam zurück? Diese: „Wäre es auch möglich, einen Follow-Link im Text zu platzieren?“ Verflixtnochmalundzugenäht … habe ich gerade kanton-chinesisch geschrieben? Ich fühle mich da einfach vollkommen unverstanden. Aber ich bin konsequent – ich schreibe „Wie ich schon schrieb, … kein „Follow-Link“, da ich google-konform agiere …“ und bekomme wahrscheinlich nie wieder eine Antwort. Ist dann auch besser so! Ich lasse immer mit mir sprechen, aber mich nie „überreden“! Meine Antwort lautet immer: „Nein, keine gekauften Links mit „Follow“, wenn ich ein Advertorial schreibe.“

4 Kommentare

  1. Vielen Dank für den netten Hinweis auf meinen Blogbeitrag.

    Das Thema Transparenz bei werblichen Postings oder Kommentaren fraglos ein Wichtiges, dass natürlich auch Blogger betrifft, die Geld erhalten oder einen sonstigen wirtschaftlichen Vorteil (z.B. Geschenke, Reisen etc), der die Objektivität zumindest in Frage stellt.

    Dazu hatte ich auch schon vor einiger Zeit etwas geschrieben siehe http://www.rechtzweinull.de/archives/167-gekaufte-nutzermeinungen-in-social-media-rechtliche-grenzen-in-deutschland-und-den-usa.html

    Beste Grüsse

    CU

    • Lieber Carsten Ulbricht, Danke für die Ergänzung des thematisch passenden Artikels (Link im Kommentar).
      Da bekommt man langsam das Gefühl, dass man ein Produkt nicht zu werblich loben sollte. Das führt in Folge dazu, dass immer weniger positiv als negativ über Produkte gesprochen wird. Zumindest, wenn man als Influencer gilt, kann das schnell unterstellt werden. Gibt es bekannte Fälle, bei denen die Unterstellung werblich zu agieren, sich als Falschannahme heraus stellte? Einfach weil jemand persönlich (ohne Gewinnerzielung) ein Produkt über den grünen Klee lobte?

  2. Moin Nicole,
    schöner, interessanter Beitrag. Sehr richtig, ich stimme Dir zu. Doch führen dann Informationen über Ab- und Aufwertungen von Google letztlich dazu, dass so mancher Blogger dazu verführt wird, sich doch für follow zu entscheiden. Warum? Nun, zum einen soll ja jeder Werbe-Link als no-follow gekennzeichnet sein. Google soll aber, so heisst es in div. Quellen, Seiten, die viele no-follow Links haben, abstrafen, da dort eben zuviel gekaufter Content ist. Also ist der Umkehrschluss: Damit ich nicht abgestraft werde, täusche ich vor, dass die Advertorials doch echter Content sind und setze sie auf follow. Klingt komisch, ist aber so.
    Bei mir steht nach wie vor jeder gekaufter Content deutlich erkennbar unter Advertorial und die Links sind als no follow gekennzeichnet. Ich habe sogar bei wenigen Seiten, auf denen ich viele Verlinkungen zu anderen Medien und Blogs habe, div. no follow Links gesetzt. Bin ich dadurch abgestraft? Ich weiss es nicht…
    Liebe Grüße,
    Götz

    • Die Antwort ist eigentlich ganz einfach, wenn ich folgende Vermutung anstelle: „(zu)viel gekaufter Content“ wird sicherlich von Google auch in Relation gesetzt. Daher (ich bin kein SEO, achte aber sehr darauf) vermute ich, dass es „hilft“, wenn man – im Verhältnis zur Werbung – x-mal so viel werbefreien Content hat und in diesem Content auf andere Blogger-Artikel oder Nachrichten/Meldungen/Rezensionen verlinkt. Das wäre zumindest die Strategie, die man auch für die eigenen Leser fahren sollte. Viel eigener Content mit Mehrwert, ein paar Advertorials – ebenso mit Mehrwert – eingestreut.
      Das zweite ist die Vermeidung von (vermeintlichen) Werbebotschaften, also auch das Abpinseln von Pressemeldungen oder die 1:1 Übernahme von Produktbeschreibungen vom Kunden. Daher lege ich immer Wert darauf, wenn ich ein Advertorial schreibe, dass ich es selber mit meinen Worten in meinem Stil schreiben darf. Ebenso – wenn ich für meinen Kunden ein Advertorial in Sachen Blogger-Relations betreue – geht das Briefing an die beteiligten Blogger, dass sie bitte ihre eigenen Eindrücke selber formulieren. Google kann bestimmt schon ganz gut Tonation erkennen, das wäre ein Punkt, den man berücksichtigen kann.